Euphrasia

Augentrost, im Volksmund auch bekannt als: Heuschelm, Milchdieb, Augenkraut, Augendank, Augustinuskraut, Gibinix, Grummetblume, Herbstblümle, Heidelen, Hirnkraut, Wegleuchte, Wiesenwolf.

Euphrasia officinalis in der Homöopathie

Leitsymptome 

  • Reichlicher beißender Tränenfluss in Verbindung mit mildem Schnupfen
  • Brennende, gereizte Augen mit Lichtscheu und häufigem Blinzeln
  • Augen sind morgens verklebt mit geschwollenen Lidrändern
  • Bindehautentzündung durch Augenverletzung
  • Bindehautentzündung bei Heuschnupfen
  • Husten nur tagsüber begleitet von Tränenfluss, besser durch Liegen
  • Reichlicher Auswurf besonders am Morgen
  • Haargefühl über den Augen, möchte sie reiben

 

Botanik

Der Begriff Euphrasia kommt aus dem Griechischen und heißt übersetzt: Frohsinn, Freude. Der Augentrost gehört zu den alten Arzneipflanzen. Als “Augendroist“ wurde diese Heilpflanze schon im ersten Heilkräuterbuch “Gart der Gesundheit“, Mainz 1485 erwähnt. Im Jahre 1512 berichtete der Arzt Hieronymus Brunschwig von einem besonders wirksamen Augentrostwasser, welches er nur allein aus den Blüten destillierte.

Euphrasia ist eine Pflanzengattung der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae). Sie gehört zur Ordnung der Lippenblütlerartigen (Laminales) und somit zu den bedecktsamigen Pflanzen (Asteriden). Die Augentrostpflanzen sind weltweit mit über 350 Arten verbreitet. Auf der Nordhalbkugel sind sie deutlich stärker vertreten.

Die Euphrasia-Arten sind Halbschmarotzer. Mithilfe von Saugwurzeln entziehen sie den Gräsern in ihrer Umgebung Wasser und Mineralien. Die Pflanze ist zwar alleine lebensfähig, doch ihre Samen gedeihen nur im chemischen Einflussbereich des Wirtes. Augentrost wächst auf nicht gedüngten mageren Wiesen und Weiden, trockenen Hügeln, Weg- sowie Waldrändern. In den Bergen gedeiht er in größeren Verbänden.

Die eher unscheinbare Pflanze ist einjährig, zierlich, sie erreicht eine Höhe von 10 bis 25 cm. Die Stängel wachsen aufrecht, sind weich und behaart. Die Blätter sind länglich-oval sowie spitz-gezahnt. Die winzigen Blüten sind weißlich, zartviolett oder blaulila geadert und haben einen leuchtend gelben Fleck (leuchtendes Auge der Blüten).
Arzneilich verwendet wird der “Echte Augentrost“ (Euphrasia officinalis). In der Blütezeit von Juli bis September wird die gesamte Pflanze mit Blättern, Stängel und Blüten gesammelt, kopfüber getrocknet und anschließend lichtgeschützt aufbewahrt.  
 

Inhaltsstoffe

Glycoside, hier hauptsächlich wirksam Aucubin, ein Iroidglykosid, welches entzündungshemmend wirkt. Des weiteren Phenolcarbonsäuren und Flavonoide (antibakteriell, antiviral und antifungal wirksam) sowie Gerbstoffe (Tannine), Cumarine, ätherische Öle, Harze und Bitterstoffe.
 

Anwendung

Euphrasia-Tee wurde für folgende Leiden empfohlen: Bindehautentzündung, Gerstenkörner, Augenverletzungen mit Rötung, Sehstörungen, Lichtscheu, überanstrengte, rote und trockene Augen, Tränenfluss, Schnupfen, Husten, Heiserkeit, Nasennebenhöhlenentzündungen, Heuschnupfen, Kopfschmerzen, Hautentzündungen, Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme, Völlegefühl sowie bei Neigung zu Muskelkrämpfen.
 

Tee

Für eine Tasse Tee wurden zwei bis sechs Gramm Augentrost mit kochendem Wasser übergossen und über fünf bis zehn Minuten ziehen gelassen. In der Volksmedizin wurde bei Augenleiden verschiedenster Art ein Sud aus gekochtem Euphrasia-Tee mit getränkten Kompressen auf die Augen gelegt. Augentrost-Tee wurde auch zu Waschungen der Augen verwendet. Bei Hautleiden wurde Euphrasia äusserlich angewendet.

Aus hygienischen Gründen wird davon abgeraten, selbsthergestellte Augentrost-Präparate im Augenbereich anzuwenden. Stattdessen verwende man sterile medizinische Fertigzubereitungen aus der Apotheke.
 

Homöopathie

Allgemein:
Euphrasia ist das wichtigste akute homöopathische Heilmittel bei Erkrankungen der Schleimhäute des Auges. Wir denken an dieses vortreffliche homöopathische Medikament bei: akuter und chronischer Bindehautentzündung (Konjunktivitis), Hornhautentzündung (Keratitis), Fremdkörpergefühl im Auge, allergischer Augenentzündung, Augenverletzung durch Quetschungen mit oder ohne Einblutung sowie vor und nach Augenoperationen.

Aber auch bei einem einfachen Schnupfen, einer Erkältung, einem grippalen Infekt, bei Fließschnupfen, Keuchhusten sowie bei Heuschnupfen hat sich diese Arznei oft als hilfreich erwiesen. Bei Heuschnupfen der Euphrasia-Patienten tritt der starke Niesreiz hauptsächlich nur tagsüber auf.

Hauptregion der durch Euphrasia zu behandelnden Erkrankungen sind die Schleimhäute von Augen, Nase und Bronchien. Die Nasensymptomatik ist im Liegen und in der Nacht schlimmer, die Atembeschwerden sind im Liegen und in der Nacht besser. Allgemeine Verschlechterung des Befindens ist der Abend.
 

Psyche

Bei Euphrasia-Patienten ist eine gewisse Schreckhaftigkeit auffällig. Besonders nachts können sie heftig aufschrecken. Zudem wird häufiges Zusammenfahren oder Auffahren im Schlaf erwähnt. Eine gewisse geistige Verwirrung besonders morgens beim Erwachen und nach dem Essen wird ebenso bemerkt. Tendenziell ist dem chronischen Euphrasia-Patienten eine gewisse Schwermut zu eigen. Dies zeigt sich durch in sich gekehrte Stille und Unlust zu sprechen. Zu erwähnen ist noch das häufige Gähnen und eine Schläfrigkeit mit Drücken der Augen und Zuziehen der Lider, besonders beim Gehen im Freien.
 

Kopf

Häufig tritt der Kopfschmerz von Patienten, bei denen Euphrasia helfen kann in Verbindung mit einem Schnupfen auf. Drückende oder stechende Kopfschmerzen, hauptsächlich im Stirnbereich über der Nase, begleitet von einem Katarrh der Augen und/oder der Nase werden durch kalte Anwendungen gebessert. Schweregefühl im Kopf besonders nach dem Essen und beim Erwachen, schlimmer durch Husten. Euphrasia-Patienten können von einem Leeregefühl im Kopf berichten, welches durch Fahren besser wird.
 

Augen

Hinweisend zur Anwendung von potenziertem Euphrasia bei Augenerkrankungen sind der reichliche, wässrige, brennende, beißende, wundmachende scharfe Tränenfluss in Verbindung mit milder, reizloser Nasenabsonderung (umgekehrt bei Allium-cepa: scharfe Nasensekretionen in Verbindung mit milden Tränen).

Die in Tränen schwimmenden Augen brennen, sind gerötet, lichtempfindlich und der Patient/in muss oft und intensiv blinzeln (zwinkern). Die Augen tränen besonders reichlich in kalter Luft, durch Wind und im Liegen. Die Augenlider und die Lidränder können dabei gerötet, geschwollen und trocken sein. Anhaltender Tränenfluss tritt bei Euphrasia-Patienten oft in Verbindung mit Husten und/oder Schnupfen auf.

Der Tränenfluss ist erst wässrig, später sind beim Euphrasia-Patienten die Augen, besonders morgens, an ihren äusseren Winkeln dick und gelblich verklebt (klebrige Augenbutter). Schleimige dicke gelbe oder scharfe Absonderungen aus den Augen.
Beim Augenjucken bessert Reiben. Die Augen sind sehr lichtempfindlich (Photophobie). Augenschmerz wie durch einen Fremdkörper oder Sand im Auge, schlimmer nach dem Schlaf und durch helles Licht.

Bei Heuschnupfen kann neben der juckenden Bindehautreizung mit beißendem Tränen der Augen, die Nase innen wund und schmerzhaft sein. Dies kann dann begleitet werden von außerordentlich viel Schleimabsonderung aus Nase und Nebenhöhlen, lockerem Husten und Rasseln in den Bronchien, oft weniger beim Liegen nachts. Zu dem Heuschnupfen mit viel Niesreiz kann sich auch ein allergisches Asthma gegen Pollen hinzugesellen.

Phasenweise, besonders abends, kann der Patient unter Trübsichtigkeit leiden. Er muss dann öfter, um besser zu sehen, den Film auf den Augen wegblinzeln. Das homöopathische Heilmittel Euphrasia kann auch das Symptom beseitigen, als ob ein Haar vor den Augen hängen würde, welches weggewischt werden muss. Euphrasia heilt auch feine Hautausschläge um die Augen mit Schwellung der Unterlider. Es ist auch ein wichtiges Heilmittel bei einem Verschluss der Tränenkanäle (Tränengangstenose), der zu stark triefenden oder regelrecht “überlaufenden“ Augen führt. Weitere Symptome: Augenröte nach Verletzungen der Hornhaut, Bläschen auf der Hornhaut.

Manchmal treten die Augenbeschwerden in Kombination oder im Wechsel mit anderen Beschwerden auf, z.B. Bauchschmerzen, Prostataleiden, Gichtschmerzen und Zyklusstörungen. Es kann bei Patientinnen die Euphrasia als Heilmittel brauchen zu einer Bindehautentzündung kommen, wenn sich die Periode verzögert oder ausbleibt.
 

Nase

Die Nasenbeschwerden von Euphrasia-Patienten treten meist in Verbindung mit einer Augensymptomatik auf. Reichlicher, meist milder Fließschnupfen, besonders morgens, im Freien, auch in Verbindung mit drückenden Stirnkopfschmerzen sowie Husten mit Auswurf, welcher den ganzen Tag anhält. Die vermehrte Schleimproduktion kann tröpfelnd oder schwallartig auftreten und von den Nasenkanälen in den Hals hinein laufen. Die Nasenschleimhaut ist geschwollen. Nachts ist die Nase eher verstopft (Stockschnupfen).

Euphrasia kann auch einen immer wiederkehrenden Schnupfen vor und während der Periode heilen, ebenso allergisch oder durch Erkältung bedingte Niesanfälle mit Jucken in der Nase, hauptsächlich tagsüber vorkommend. Der Schnupfen tritt vermehrt bei windigem Wetter auf. Bei einem Schnupfen ist häufig auch die Stimme betroffen und macht Beschwerden.
 

Hals/ Husten

Durch die bei Euphrasia-Patienten allgemein vermehrte Schleimproduktion kann auch der Hals morgens verklebt sein, welches dann zu starkem Räuspern mit reichlichem Auswurf treibt. Das Räuspern kann bis hin zu Würgen und Erbrechen führen.
Der Husten, der auch zu Atemnot führen kann, folgt oder begleitet meist eine Augenentzündung und ist beim Liegen und in der Nacht kaum vorhanden. Der Husten ist schlimmer bei Wind und durch jede Art von Rauch und wird begleitet von starkem Tränenfluss. Husten durch Kitzeln in Kehlkopf und Luftröhre bessert sich im Liegen. Auch allergisches Asthma und ein nur tagsüber auftretender Keuchhusten in Verbindung mit den beschriebenen Symptomen werden durch Euphrasia gebessert.
 

Schlaf

Häufiges Erwachen wie von Schreck, ab drei Uhr nachts, Träume von Feuer und Blitz, auch Nachtschweiße besonders im Brustbereich sind typische Euphrasia-Symptome.
 

Mittel mit ähnlicher Symptomatik

Mercurius, Arsenicum-album, Rhus-toxicodendron, Natrium-muriaticum, Nux-vomica.
 

Modalitäten

Verbesserung:
Hinlegen, beim Liegen, nachts, Wischen der Augen, Blinzeln, durch Baden der befallenen Teile, im Dunkeln, im Freien, durch Kaffee.

Verschlechterung:
Tagsüber, morgens und abends, nach langem Schlaf, Sonnenlicht, Tageslicht, windiges Wetter, im Zimmer, Rauch, Wärme.
 

Fazit

Euphrasia ist das erste Heilmittel an das wir denken, egal ob bei einem infektiösen, allergischen oder verletzungsbedingten Geschehen, bei dem eine Augensymptomatik im Vordergrund steht. Wenn die Augen gerötet und lichtempfindlich sind, der Tränenfluss dabei reichlich und wundmachend ist, ein hinzukommender Schnupfen mild und der auftretende Niesreiz und/oder Husten fast nur tagsüber erscheint, ist Euphrasia das passende homöopathische Heilmittel.