Dulcamara

Solanum dulcamara, Bittersüß (dulcis = süß, amara = bitter), Bittersüßer Nachtschatten.
Früher verwendete Namen: Rote (Kletternde) Hundsbeere, Mäuseholz, Mädesüß, Kletternder Nachtschatten, Alpranke, Hirschkraut, Saurebe, Wasserranke.
 

Dulcamara in der Homöopathie

Für das homöopathische Mittel Dulcamara werden die frischen grünen Stängel und Blätter kurz vor der Blüte der Pflanze geerntet, in Alkohol gelöst und dann potenziert.
 

Leitsymptome

  • Beschwerden durch plötzlichen Temperaturwechsel (Wetterwechsel, Klimaanlage, Zugluft, Spätsommer, Herbst), vor allem von warm zu kalt
  • Erkältungsanfälligkeit, die Beschwerden sind mit inneren Kältegefühlen verbunden
  • Folge von Einwirkung durch feuchte Kälte,  Folge von Durchnässen
  • Reichliche, dickflüssige, gelbe Schleimabsonderung
  • Besserung der Gliederschmerzen durch Bewegung des betroffenen Teils und durch äußere Wärme
  • Schmerzen und Hautausschläge um den Nabel
  • Bindehautentzündung, Durchfall, Blasenentzündung, Rückenschmerz, Rheuma
  • Heuschnupfen im Herbst
  • Abwechselndes Auftreten der Beschwerden: Asthma, Rheuma, Durchfall und Hautausschlag
  • Stechende Schmerzen von innen nach außen

Dulcamara gehört zu der großen Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) wie zB. auch die Alraune (Mandragora officinarum), die Aubergine (Solanum melongena), die Blasenkirsche (Physalis), die schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna), das schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), der schwarze Nachtschatten (Solanum nigrum), die Kartoffel (Solanum tuberosum), die Paprika (Capsicum annuum), der Stechapfel (Datura stramonium), der Tabak (Nicotiania tabacum) sowie die Tomate (Solanum lycopersicum).

Nachtschattengewächse ( Solanaceae) sind über die ganze Erde verbreitet. Der Bittersüße Nachtschatten (Dulcamara) ist in Europa, Asien und in Nordamerika bis auf zweitausend Höhenmeter heimisch. Bevorzugt wächst Solanum dulcamara in Wassernähe und in niedriger Vegetation. Die Pflanze gehört zu den heimischen Lianen, kann bis zu drei Meter hoch werden und rankt an Büschen und Bäumen als Halbstrauch. In der Blütezeit, von Mai bis August, färben sich seine Blätter und Blüten violett. Man findet die reifen, glänzend roten Beeren zusammen neben unreifen, grünen. Die giftigsten Bestandteile von Dulcamara sind die Blätter und unreife grüne Beeren.
 

Vergiftung

Eine tödliche Dosis für Kinder wird mit zehn bis dreißig unreifen, grünen Beeren angegeben. Die roten, reifen Beeren (August bis Oktober) sind weit weniger giftig als die grünen. Ihr Geschmack ist am Anfang bitter brennend und später süßlich. Die eiförmigen Beeren der Pflanze werden bis zu einem Zentimeter groß und reifen bis hin zu einer leuchtend rot Färbung.
Die Stoffe der Pflanze wirken hautreizend. Die toxische Schädigung nach Überdosierung zeigt sich nach oraler Aufnahme durch ein Kratzen und Brennen in Mund und Rachenraum. Es entwickelt sich eine Benommenheit, eine generelle Berührungsempfindlichkeit sowie eine erschwerte Atmung. Die Schleimhäute werden immer trockener, später gesellen sich Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle hinzu. Das Gesicht färbt sich rot, es setzen Schwindel und Angstzustände ein. Es kann zu Herzrasen und Atemlähmungen kommen. Tödliche Vergiftungen sind in der Literatur beschrieben. Aber Dulcamara gehört zu den weniger giftigen Nachtschattengewächsen.
 

Pflanze

Die Pflanze hat eine gegensätzliche Wirkungsweise auf Menschen: so kann sie uns zum Beispiel mit ihren roten Beeren anziehen und zugleich mit den dunkel-violetten Blättern abstoßen. Insgesamt ruft sie oft ein Unbehagen wie einen bittersüßer Schauder hervor.
Den Hauptwirkstoff von Dulcamara, ein giftiges Steroid-Alkaloid, nennt man Solanin. Es ist in unterschiedlichen Konzentrationen in den Nachtschattengewächsen enthalten. Hauptsächlich konzentriert ist es in den grünen Anteilen der Pflanze. Solanin findet man unter anderem auch in grünen Kartoffeln und grünen Tomaten. Es ist hitzebeständig und nicht fettlöslich. Außerdem enthält die Pflanze Bitterstoffe, Gerbstoffe, Saponine sowie reichlich Zucker.
Übrigens ist einer der wichtigsten Fressfeinde von Dulcamara der Kartoffelkäfer. Dieser wird wiederum durch die von ihm gefressenen Inhaltsstoffe der Pflanze in seinen Fortpflanzungszyklen beeinflusst.
 

Naturheilkunde

In der Naturheilkunde werden vom Bittersüß die Stengelspitzen (Stupides Dulcamarae) verwendet. Sie wirken als Tee oder Extrakt leicht narkotisierend und harmonisieren den Stoffwechsel. Sie werden bei chronischen Hautkrankheiten sowie bei Rheuma und Gicht eingesetzt. Die Wirkung wird den Steroidalkaloidglykosiden und -Saponinen zugeschrieben. Diese wirken sowohl entzündungshemmend, juckreizmildernd als auch immunharmonisierend.
 

Nachtschatten

Die Bedeutung und die Herkunft des Begriffes Nachtschatten sowie des lateinischen Wortes Solanum sind ungeklärt. Das Althochdeutsche Wort “nahtscato“,  im Mittelhochdeutschen “nahtschade“ bezeichnet im Singular einen Begriff für verschiedene nachtaktive Tiere (evtl. Bezug zum Unterbewusstsein oder dem Schrecken der Nacht).

Im Plural bedeutete es die Dunkelheit (evtl. hier auch ein Bezug zu dem bekanntesten Nachtschattengewächs, den schwarzdunklen, reifen Beeren der Tollkirsche).  
Das aus dem Lateinischen stammende Wort “solari“ - abgeleitet zu Solanaceae - bedeutet: trösten und stärken. Dies könnte im Zusammenhang mit den in den Nachtschattengewächsen enthaltenen psychoaktiven Substanzen stehen, ihren Alkaloiden. Alkaloide werden von Pflanzen als Schutz vor Fressfeinden gebildet. Sie werden seit Jahrtausenden auch bewusst als Betäubungs-, Schlaf- und Rauschmittel eingesetzt.
 
Gemeinsame Themen in der Homöopathie für die Nachtschattengewächse:
Es geht um Aggression, Licht und Schatten, um tiefsitzende Angst. Es geht um Wut und Verkrampfung, um den inneren Aufschrei nach haltgebenden Grenzen. Irgend ein Schreck oder Isolationsereignis war zu stark, um es ganz überwunden zu haben. Ständig begleitet den Patienten ein Gefühl von Vorenthaltung an Zuwendung und Geborgenheit. Zu diesem Gefühl ihrer Ungeborgenheit stecken Nachtschatten-Patienten zudem in einer Art Angst-Faszination fest. Sie haben eine lebhafte Fantasie, besonders in Bezug auf die dunklen Seiten der Seele. Alles wird nachts schlimmer. In ihrer Überempfindlichkeit sind sie entweder starr vor Schreck oder sie geraten leicht in Rage. Alles passiert mit großer Heftigkeit und Plötzlichkeit. Auf Ärger und Kränkung reagieren sie entweder mit Gewalt und Zerstörung oder sie sind übertrieben gehemmt. Sie haben Angst vor Hunden und neigen zu übertriebener Gestik und Redseligkeit. Fremden gegenüber sind sie sehr misstrauisch, aber auch übertrieben höflich.
 

Allgemein

Dulcamara ist homöopathisch angezeigt bei Menschen, die besonders empfindlich auf Nässe und Kälte reagieren. Dieser Arzneimitteltypus friert leicht und erkältet sich schnell. Alles wird bei ihm schlimmer im Herbst, wenn die kalten Nächte beginnen. Auch wird alles jedesmal schlimmer, wenn sich durch Feuchtigkeit und Unterkühlung Beschwerden einstellen. Akut ist dieses Mittel besonders dann angezeigt, wenn man sich innerlich ausgekühlt fühlt und befürchtet, gar nicht mehr warm werden zu können. Als Medikament gegen Erkältungen wirkt sich diese Arznei besonders beruhigend auf die Schleimhäute von Augen, Hals, Bronchien und Blase aus. Häufig gesellt sich bei Dulcamara-Fällen zu reichlicher Schleimabsonderung und Drüsenschwellungen auch noch eine juckende Hauttrockenheit hinzu. Patienten mit empfindlicher Blase, mit empfindlicher Haut, mit Neigung zu Durchfällen oder Erbrechen, mit Gliederschmerzen die durch feuchte Kälte verschlimmert oder ausgelöst werden. Das alles sind typische Fälle für den Bittersüß. Dazu gehören auch Harndrang und Stuhldrang bei Abkühlung.

Der Patient fühlt sich steif, taub und wund:

  • durch Einfluss von nasser Kälte
  • durch Einfluss von Klimaanlagen
  • als Folge von schnellem Temperaturwechsel
  • als Folge von Nasswerden im Regen
  • als Folge von Tragen feucht gewordener, kalt machender Kleidung
  • als Folge von Sitzen auf kalten, feuchten Böden
  • als Folge von Arbeiten in kalten, feuchten Kellern oder in Kühlhäusern
  • als Folge von Leben in feuchten Wohnungen

Auch folgende für Dulcamara typische Anfälligkeiten werden schlimmer durch Kälte und auch durch Kälte hervorgerufen:

  • Asthma
  • Blasenentzündung
  • Ohrenschmerz
  • Heiserkeit
  • Herpes
  • Hexenschuss
  • Heuschnupfen
  • Durchfälle
  • Hautausschläge, Quaddeln (Urticaria)
  • Rheuma

Die Beschwerden werden generell schlimmer, wenn Hautausschläge, Sekretionen und Schweiß durch z.B. Deos, Medikamente, Gerbsäuren, Luftzug oder Schock unterdrückt wurden. Solanum dulcamarum ist bei der Behandlung von flachen Warzen erfolgreich. Im Allgemeinen treten die Beschwerden bevorzugt auf der linken Seite auf oder sie verschieben sich von der linken auf die rechte Seite.
 

Psyche

  • Verwirrung wie nach einem Rausch oder bei Fieber
  • Delirium, nachts bei den Schmerzen und während Fieber und Schwitzen
  • Niedergeschlagenheit
  • Benommenheit
  • Kann sich nicht konzentrieren
  • Wortfindungsstörungen
  • Innere Unruhe- muss sich ständig bewegen
  • Große Ungeduld

Dulcamara-Patienten sind verzweifelt bei ihren Schmerzen und brauchen Zuwendung. Ursache für eine chronischen Dulcamara-Pathologie sind Beschwerden durch Kränkung, Demütigung, Schock oder Schreck, Streit oder Tadel. Ein gewisser Mangel an Selbstvertrauen ist ihnen zu eigen. Je stärker ausgeprägt und länger anhaltend die Krankheitssymptome sind, um so größer wird die innere Unsicherheit. Sie sind voller Sorgen, in Gedanken versunken (bes. um Mitternacht), sie haben Angst um andere, besonders um die Familie und um Verwandte. Sie denken, sie müssten ihre Familie beschützen und können dabei leicht dogmatisch, bevormundend und übergriffig werden. Um von ihrer Unsicherheit abzulenken, neigen Dulcamara-Patienten dazu, Nahestehende zu tadeln und zu schikanieren. Sie werden mehr und mehr launisch und streitsüchtig bis hin zur Zanksucht. In ihrem Inneren halten sie sich für Versager und meinen häufig, sie hätten ihre Pflichten vernachlässigt, sie hätten nicht erreicht, was sie erreichen wollten. Sie werden ungeduldig, besitzergreifend, eigensinnig, kampflustig und grob. Hierbei müssen sie noch nicht einmal zornig sein. Sie beschimpfen andere einfach nur, weil es sie dazu treibt. Sie sind moralisierend und geben vor, sie hätten sie ihre dunkle Seite unter Kontrolle. Sie benehmen sich so, als wüssten sie alles besser. Sie tun so, als wüssten sie, wie alles funktioniert. Dabei haben sie häufig mit Gedächtnisschwäche und Konzentrationsstörungen zu tun. Dulcamara-Patienten widersetzen sich gerne den Wünschen anderer. Sie ertragen keinen Widerspruch, haben aber selbst die Neigung zu widersprechen. Sie reden viel, hören aber nicht gerne zu. Sie beklagen sich über ihren Partner, bleiben aber in der Beziehung. Sie können mit Gegenständen um sich werfen und vor lauter Zorn mit den Füßen stampfen. Dinge, die sie haben wollen, weisen sie zurück, sobald sie sie bekommen. Tendenziell halten sich Dulcamara-Patienten gerne für den Nabel der Welt und möchten besonders im eigenen Territorium uneingeschränkt herrschen. Alles soll nach ihrem Willen gehen. Andererseits können sie Fremden gegenüber besonders aufmerksam und liebevoll sein. In privater Umgebung sind sie extrem bitter, in der Öffentlichkeit können sie sehr wohlwollend sein. Die Patienten haben eine starke Anspruchshaltung, resultierend aus dem ständigen Gefühl, ihnen würde etwas vorenthalten. Sie sind unfähig zu einer tiefen emotionalen Bindung zu ihren Mitmenschen und vermissen dies. Sie sind besonders empfindlich gegenüber Vorwürfen. Bei dem, was sie gerade tun, sind sie immer in Eile (geschäftige Ruhelosigkeit). Ruhelosigkeit - besonders in Verbindung mit Hautirritationen und rheumatischen Zuständen - sind typisch. Die psychischen Symptome werden nachts und morgens beim Aufwachen schlimmer. Auffällig ist auch ein übertriebenes heftiges gestikulieren mit den Armen beim Sprechen und unwillkürliche Bewegungen der Hände und des Mundes.
 

Schwindel

Schwindel, mit dem Gefühl die Gegenstände scheinen stillzustehen. Schwindel, mit dem Gefühl als würde man durch das Bett hindurch nach unten sinken. Bei Dulcamara handelt es sich hauptsächlich um einen zittrigen Schwindel. Der Schwindel kann von Trübsichtigkeit begleitet sein. Er verschlimmert sich am Morgen beim Erwachen, beim Gehen, durch plötzliche Bewegung, durch tiefes Atmen und beim Rauchen. Schwindel auch bei Hunger, der sich dann nach dem Essen bessert.
 

Kopf

Die Kopfschmerzen des Dulcamara-Patienten  treten zusammen mit Übelkeit und Benommenheit auf. Sie sind begleitet von vermehrtem Speichelfluss, dem Gefühl, dass der Kopf gleich platzt. Blutandrang, besonders im Hinterkopf, als hätte sich der Hinterkopf vergrößert. Kopfschmerzen durch nasse Füße. Der ganze Kopf fühlt sich wie vergrößert an. Beim Liegen nimmt diese Empfindung ab. Braune bis gelbliche, sich ausbreitende Krusten und Schorfe der Kopfhaut, die beim Kratzen bluten und die Haare zerstören. Es kommt zu Haarausfall durch Kopfgrind. Blutig gekratzte Säuglingsekzeme an Kopf und Gesicht. Kältegefühl am ganzen Kopf, besonders am Hinterkopf, das schlimmer wird durch nasskaltes Wetter. Ein unangenehmes Frösteln am Hinterkopf breitet sich über den ganzen Rücken aus. Kopfschmerz nach dem Zurückgehen eines Hautausschlags. Heftiger Kopfschmerz nach durch Kälte oder Medikamente unterdrücktem Schnupfen. Sobald Absonderungen wieder einsetzen, bessert sich der Kopfschmerz. Gefühl, wie ein Brett vor dem Kopf.  
 

Augen

Beschwerden der Augen nach Erkältung. Erkältungen gehen bei Dulcamara-Patienten vielfach mit Augenentzündungen einher. Augenentzündung nach Nasswerden. Akute und chronische Augenentzündung durch Erkältung mit wässrig-gelben Absonderungen vom äußeren Augenwinkel her. Jucken und Zucken der Lider in kalter Luft. Zucken der Augenbrauen. Die Pupillen können abwechselnd trotz gleichbleibender Lichtverhältnisse zusammengezogen und erweitert sein. Tendenziell sind sie aber eher vergrößert. Beim Lesen und durch Sonnenlicht schmerzen die Augen. Warme Anwendungen lindern die Schmerzen. Dulcamara ist auch eines der Hauptmittel für Augenentzündung bei Kleinkindern. Reichlicher Tränenfluss in Verbindung mit Schnupfen. Der Tränenfluss wird im Freien und durch Licht schlimmer, besonders durch Sonnenlicht und durch Wind. Tränenfluss bei Kopfschmerzen und auch vor dem Wasserlassen. Der Patient sieht häufig Funken vor den Augen, besonders, wenn er zur Ruhe kommt. Die Augenlider können sich auch gespannt anfühlen. Dieses homöopathische Mittel heilte auch Gerstenkörner und Warzen an den Augenlidern.  
 

Ohren

Dulcamara ist eins der Hauptmittel für Mittelohrentzündungen bei Kindern. Das Trommelfell ist gerötet. Auch hier treten die Symptome besonders nach einer Erkältung auf. Akute anfallsweise auftretende, heftige, meist stechende, aber auch zwickend, kneifend oder drückende Schmerzen, die abends und nachts schlimmer werden. Die Ohrenschmerzen erstrecken sich von Innen nach Außen, sogar bis hin zur äußeren Seite des Halses. Die Ohrenschmerzen treten bei Dulcamara häufig in Verbindung mit Übelkeit auf. Wärme und warmes Einhüllen bessern die Schmerzen. Kalter Wind und Zugluft, sowie kaltes nasses Wetter, verschlimmern die Ohrenschmerzen. Der Ohrenschmerz kann bei jedem Wetterwechsel auftreten. Manchmal kommen die Ohrenschmerzen in Verbindung mit Zahnschmerzen. Das Ohr fühlt sich morgens und abends verstopft an. Es prickelt und kribbelt im Ohr. Der Patient hat Ohrgeräusche, hört ein Knistern, besonders beim Öffnen des Mundes, sowie ein Flüstern, besonders morgens.
 

Nase

Dulcamara-Patienten leiden häufig unter Schnupfen und Erkältungen. Der Fließschnupfen hört beim geringsten Kontakt mit kalter Luft plötzlich auf zu laufen und verstopft die Nase, so dass der Patient durch den Mund atmen muss. Wärme und feuchtwarme Anwendungen sowie Bewegung tun der verstopften Nase gut. Der Schnupfen kann durch kalte Luft, nasses Wetter und durch Zugluft hervorgerufen und verschlimmert werden. Morgens bilden sich dicke, gelbliche bis gelblichgrüne Absonderungen. Auch blutige Absonderungen, besonders morgens beim Schnäuzen der Nase, kommen vor. Beim häufig auftretenden Nasenbluten des Patienten fällt auf, dass sich das hellrote Blut sehr warm anfühlt. Sogar, wenn sich der Patient das Gesicht wäscht, kann Nasenbluten auftreten. Zur Nasenverstopfung kann sich eine wässrige Absonderung gesellen. Zum Schnupfen kommen später dann auch schwallartig auftretende Absonderungen hinzu. Den Patienten quälen oft auch anhaltende Niesanfälle. Dulcamara ist bekannt als ein Mittel für Heuschnupfen, der durch Niesanfälle begleitet wird. Heuschnupfen durch frisch gemähtes Gras oder im Herbst. Niesen durch Kribbeln in der Nase verschlimmert sich durch kalte Luft und Zugluft. Niesen durch Sonnenschein. Dulcamara ist eines der wichtigsten Mittel für den Schnupfen bei Neugeboren, sowie für Stockschnupfen bei Kindern. Ebenso hat es die Symptome: Schnupfen begleitet von Diarrhoe und/oder Kehlkopfentzündung.
 

Gesicht

Krustige, schorfige, nässende, juckende, blutig-gekratzte Hautausschläge im Gesicht mit abgezirkelter Röte der Wangen. Säuglingsekzeme, Pusteln, Bläschen, Impetigo (Grind-oder Borkenflechte), Nesselsucht (Urticaria), sowie Warzen und Herpes sind hinweisende Symptome auf Dulcamara. Herpes nach jeder Erkältung. Zuckungen der Lippen bei kalter Luft. Unterkieferkrämpfe nach geringer Kälteexposition. Die Lippen können zur Seite gezogen sein. Einseitige Gesichtslähmungen durch Kälte, begleitet von Sprechschwierigkeiten.
 

Mund

Lähmung der Zunge durch nass-kaltes Wetter. Das Sprechen fällt schwer. Schwellung von Gaumen, Zunge sowie unter der Zunge. Viel schaumig-zäher Schleim und Speichelfluss bei trockener Zunge. Zäher und seifiger Speichel. Der Speichelfluss wird schlimmer durch Sprechen. Auch süßlicher Mundgeschmack, schwammiges Zahnfleisch, Mundfäule nach Erkältung und häufiger Durst auf große Mengen Flüssigkeit können vorkommen. Dulcamara-Patienten haben oft Warzen an der Unterlippe.
 

Hals

Der Dulcamara-Patient bekommt Halsschmerzen und Mandelentzündung bei jeder Erkältung oder auch zähen Schleim, besonders nachts. Auch folgende Symptome können Auftreten: Kratzen im Hals mit häufigem Räuspern, vergrößertes Zäpfchen, heisere Stimme durch nasses Wetter, mit viel Schleim im Kehlkopf, viel Schleim in den Luftwegen, Schiefhals nach nasskaltem Wetter, steifer Nacken nach kaltem Luftzug, Kältegefühl im Nacken, rheumatische Nackenschmerzen mit schmerzhafter Steifheit, Bandgefühl um den Nacken, perlschnurartige Drüsenverhärtungen am äußeren Hals.
 

Magen

Verdauungsstörung bei kaltem Wetter. Hungergefühl, aber appetitlos. Appetit größer im Anschluss an Fieber. Aufstoßen nach Brot, Fleisch und Milch. Häufiges, leeres Aufstoßen in Verbindung mit Schütteln oder Schaudern wie von Ekel. Übelkeit beim Stuhldrang und beim Stuhlgang. Erbrechen nach dem Trinken von kaltem Wasser. Erbrechen von zähem Schleim am Morgen und in Verbindung mit Durchfall.
 

Abdomen/Bauch

Hautausschläge und juckende Pickel am Nabel. Entzündung des Nabels begleitet von Absonderungen. Pulsieren des Nabels. Aber auch ohne Hautausschläge ist die Bauchmitte ein Bereich, der auf Dulcamara hinweist. Symptome: krampfartige, schneidende, stechende Schmerzen am Nabel und in der Nabelgegend, bei feucht-kaltem Wetter krampfartiger oder schneidender Schmerz in der Bauch- und Nabelgegend. Die Schmerzen werden schlimmer beim Beugen nach vorne und beim Stuhlgang. Dabei ist der Schmerz krampfartig und sitzt in der Nabelgegend. Dieser Schmerz fühlt sich an, als würde eine Hernie (Bruch) hervortreten. Kinder deuten auf den Nabel, als dem am stärksten schmerzenden Teil. Der Bauchschmerz wird begleitet von einem Rumoren, als wolle ein Durchfall entstehen. Bauchschmerz nach Erkältung. Entzündung und Schwellung der Leistendrüsen mit drückenden, stechenden oder ziehenden Schmerzen. Spannungsgefühl in der Leistengegend beim Aufstehen vom Sitzen. Kältegefühl im Bauchraum, das durch Gehen im Freien besser wird.
 

Stuhl

Gelb-grüne schleimige Durchfälle nach einer Erkältung. Durchfälle, die mit Übelkeit einhergehen. Auch hier finden wir wieder die bekannten Verschlimmerungsfaktoren von Dulcamara: Durchfall nach kalten Speisen, nach Eiscreme, nach dem Stehen auf nassem Boden, nach Nasswerden, durch nasskaltes Wetter und nach Einwirkung von kaltem Wind. Durchfall kommt abwechselnd mit oder während rheumatischer Schmerzen. Bei Kindern: Durchfall während der Zahnung. Durchfälle nach durch Medikamente unterdrückten Hautausschlägen. Stuhldrang durch Abkühlung. Abwechselnd grüner oder gelber Stuhl.
 

Blase

Akute und chronische Blasenentzündung begleitet von häufigem, plötzlichem oder anhaltendem schmerzhaften Harndrang. Das ist meist eine Folge von Erkältungen. Reizblase und Harndrang bei Verkühlung. Unwillkürlicher Harnabgang nach Kaltwerden. Aber auch das Gegenteil: schmerzhafte Harnverhaltung bei oder nach jeder Erkältung, bei kaltem nassen Wetter, bei kalter Luft. Der Dulcamara-Patient kann nicht urinieren, wenn er meint, jemand könnte zuhören. Der Urin ist wolkig, milchig-weißlich, flockig, schleimig-trübe und übelriechend.
 

Genitalien

Herpes genitalis, jedes Mal nach Erkältung.
 

Brust/ Husten

Übermäßige Schleimproduktion nach einer Erkältung. Lockerer Husten, Tag und Nacht, mit leicht abzulösendem Auswurf. Der Auswurf kann auch blutig sein. Husten durch Kitzeln im Hals (Kehlkopf, Luftröhre, Rachen). Reizhusten. Husten, der durch tiefes Atmen schlimmer wird. Bellender Husten nach tiefem Atmen. Husten bei Wetterwechsel. Husten durch nasse Luft und kalte Speisen. Husten jedes Jahr im Winter. Husten bei körperlicher Anstrengung. Keuchhusten mit lockerem Schleim. Asthma und Atemnot bei nasskaltem Wetter sowie nach Erkältungen. Asthma abwechselnd mit Hautausschlägen oder rheumatischen Schmerzen. Asthma nach unterdrückten Hautausschlägen. Asthmatische Atmung in Verbindung mit Heuschnupfen. Atemnot wird durch Urinieren schlimmer. Brustbeklemmung durch nasses Wetter und bei Zorn. Wellenartig auftretender Schmerz in der Brust. Beim Atmen stechender, drückender, reißender Schmerz am und hinter dem Brustbein, der im Sitzen schlimmer wird. Übelriechender Schweiß der Achselhöhle, hauptsächlich tagsüber. Fühlbares und sichtbares Herzklopfen, besonders nachts. Versiegende Milchproduktion bei stillenden Müttern durch Erkältung und bei Schweißausbrüchen. Rheumatische Rippenfellentzündung.
 

Rücken

Lahmes Gefühl im Rücken nach einer Erkältung. Durch Einwirkung von Kälte beim Schwitzen entstehen stechende, reißende Rückenschmerzen. Generell bessern sich die Rückenschmerzen bei Dulcamara-Patienten durch Bewegung. Rückenschmerzen werden durch Gehen besser und bei nassem Wetter oder kalter Luft schlechter. Vom Rücken aus beginnt ein Frieren mit dem Gefühl als würden sich die Haare sträuben. Eine schmerzhafte Steifheit der Halswirbelsäule, bei Schnupfen oder auch schon allein durch kaltes Waschen. Ein Gefühl zusammengeschnürt zu sein oder das Gefühl eines Bandes an der Halswirbelsäule. Schmerz an der Halswirbelsäule, der durch durch Zugluft verschlimmert wird. Rheumatischer Rückenschmerz, besonders an den Schulterblättern. Schmerz in der Lumbalregion, wie nach langem Bücken. Wunder Schmerz und Lahmheitsgefühl in der Lumbalregion, wie nach Erkältung. Lahmheit in der Lumbalregion nach Nasswerden. Kältegefühl im unteren Rücken. Nach einer Erkältung tritt eine Steifheit in der Lenden-, Brust- und Halswirbelsäule und zwischen den Schulterblättern auf. Der Schmerz in der Lendenwirbelsäule kann sich bis ins Gesäß, die Oberschenkel, die Waden und sogar bis in die Füße hinunterziehen.
 

Extremitäten

Hautausschläge und rheumatische Beschwerden stehen hier bei Dulcamara im Vordergrund. Häufig leidet der Patient unter juckenden und brennenden Ekzemen und Flechten an Armen und Händen und an Herpes an Armen, Händen und Knien. Flache, große Warzen an Armen, Händen, Handflächen, Fingern, Fingerknöcheln, Fingerspitzen und den Fußsohlen. Knorpelige Knochenauswüchse an Unterarm und Schienbein. Kalter Schweiß der Hände und besonders der Handflächen, der Füße und der Fußsohlen. Der kalte Handschweiß kommt häufig auch in Verbindung mit einer Augenentzündung. Zittern der Hände durch nasskaltes Wetter. Reißende Gliederschmerzen nach Erkältung, bei nasskaltem Wetter. Stechende Gliederschmerzen nach dem Verschwinden von Hautausschlägen. Rheumatische Gliederschmerzen, abwechselnd mit Durchfällen. Rheumatische Gliederschmerzen, begleitet von Speichelfluss. Drückende, stechende, wunde Schmerzen in den Armen, die durch Bewegung besser wird. Ziehend-, zerrend-, reißende Schmerzen in den Beinen, die sich nach oben hin erstrecken und durch nasses Wetter schlimmer werden. Lähmungen einzelner Körperteile mit eisiger Kälte der Teile in Ruhe, nach Erkältung und bei Wetterwechsel zum Nasskalten hin.

Schienbeinschmerzen bei nassem Wetter. Reißender Wadenschmerz, der durch Bewegung besser wird. Reißende Fußschmerzen nach Nasswerden oder nassem Wetter. Empfindung, als ob man an den Armen und an den Beinen gequetscht wird. Bei Dulcamara-Patienten werden die Schmerzen durch Draufdrücken oder Quetschen verschlimmert.
 

Schlaf

Leichtes Erwachen durch das geringste Geräusch. Erwachen mit dem Gefühl, als ob man gerufen wurde. Erwachen aufgrund von Schwindel. Erwachen, durch Ruckungen und Zuckungen oder durch Zahnschmerzen. Ruheloser Schlaf gegen Morgen. Der Schlaf wird häufig von Harndrang unterbrochen. Schlaflosigkeit auch durch rheumatische Schmerzen oder durch Furcht vor der Zukunft. Ein außergewöhnliches Symptom: Es ist dem Dulcamara-Patienten aufgrund eines Gefühls der Lahmheit der Hinterkopfmuskeln unmöglich, auf dem Hinterkopf zu liegen. Beim Einschlafen und beim Liegen auf dem Rücken setzt die Atmung öfters aus. Dulcamara-Patienten neigen zu verworrenen Albträumen. Abends beim Einschlafen können sie die Illusion haben, das Bett würde sinken oder sie würden durch das Bett hindurch fallen. Morgens beim Erwachen können sie Illusionen von fliehenden Gespenstern haben, die sich immer mehr vergrößern, bis sie schließlich verschwinden. Als Folgen dieser Illusionen brechen sie dann in Tränen aus.
 

Haut

Dulcamara hat einen starken Bezug zu Hauterkrankungen. Hautjucken verschlimmert sich durch kalte Luft. Es ist ein heftiges Jucken mit Kratzen bis hin zum Wundsein. Kälteurticaria wird schlimmer im Freien, durch Waschen, durch kalte Luft und während rheumatischer Anfälle. Urticaria (Nesselsucht) durch Kratzen sowie nach Verdauungsstörungen. Die Quaddeln können aber auch nach Wärme und körperlicher Anstrengung schlimmer werden. In manchen Fällen lindert dann auch kalte Luft und kaltes Baden. Knötchenförmige Urticaria wird durch Kratzen schlimmer. Die Haut blutet nach dem Kratzen. Dazu kommen nässende, schuppige Hautausschläge mit weißlich-gelben Absonderungen nach dem Kratzen. Unterschiedliche Hauterkrankungen, Flechten verschiedener Art, entzündliche Ekzeme werden durch feuchte Kälte oder Nässe verschlimmert oder ausgelöst. Hautausschläge, die sich immer im Winter verschlechtern. Es ist ein Heilmittel für die Folgen von unterdrückten Hautausschlägen durch Medikamente. Generell kann man bei diesem Heilmittel sagen: Reduzierte Funktion der äußeren Haut bei übermäßiger Schleimproduktion der inneren Schleimhäute. Dulcamara ist auch ein Heilmittel für flache, weiche Warzen an Gesicht und Händen.

 

Allgemeines

Bei Hautkrankheiten übel riechender Schweiß in Verbindung mit besonders klarem Urin. Schmerzen an vielen verschiedenen Stellen des Körpers, als ob man sich erkältet hätte. Ein Gefühl von Kälte in den schmerzhaften Körperteilen. Folgen von unterdrücktem Schweiß durch Kälte. Lähmung einzelner Teile nach Wetterwechsel von Warm nach Nasskalt. Übermäßige, dicke, gelbe Schleimsekretion. Einseitige Muskelkrämpfe begleitet von Sprachverlust. Sommererkältungen (kühle Abende) in Verbindung mit Durchfall. Stechende Schmerzen erstrecken sich von innen nach außen. Dulcamara ist eines von nur sieben homöopathischen Heilmitteln bei Katzenallergie.
 

Ähnliche Mittel, Vergleiche

Arsenicum-album, Mercurius, Nux-vomica, Rhus-toxicodendron, Silicea  
 

Modalitäten

Verbesserung:

  • trockenes Wetter
  • Bewegung
  • Bewegung des betroffenen Teils
  • Wärme

Verschlechterung:

  • Abkühlung nach Schwitzen
  • Nässe
  • Kälte
  • Wetterwechsel von Warm nach Kalt
  • Nachts
  • kalte Speisen, kalte Getränke
  • Herbst, Winter
  • unterdrückte Hautausschläge, unterdrückte Schweiße
  • Eiscreme

Fazit

Bei übermäßiger Erkältungsanfälligkeit sollte man nicht nur bei Kindern an Dulcamara denken. Dulcamara ist das uneinsichtige Opfer seiner Überempfindlichkeit auf Kälte, das Opfer widriger Umstände und letztlich quasi das pflanzliche Barometer in der Homöopathie. Schleimhäute, Haut, Darm, Drüsen und Muskulatur reagieren empört auf nasskalte Reize.