Cocculus

(Indische Kockelskörner)

(Anamirta cocculus, Indische Scheinmyrte, Kokkelspflanze)

Cocculus in der Homöopathie

Leitsymptome:

  • Reise- oder Seekrankheit: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe
  • Drehschwindel, besonders beim Anblick sich bewegender Gegenstände
  • Übelkeit durch den Anblick oder den Geruch von Speisen
  • Verlangsamung der Wahrnehmung und der Reaktionen
  • Verschlimmerung durch Schlafmangel
  • Erschöpft und krank durch Sorge um eine geliebte Person
  • Schwäche und Lähmung im Lendenwirbelbereich während der Menstruation

Beschreibung:

Cocculus ist eine Schlingpflanze, die in Indien und Asien heimisch ist. Sie gehört zur Familie der Menispermaceae. Verwendet werden die getrockneten Früchte der Pflanze. Inhaltsstoffe sind einige Alkaloide wie Berberin, Palmatin und Magnoflorin und als Hauptgift der Frucht: Pikrotoxin, ein Krampfgift. Es bewirkt: gesteigerte Schweiß- und Speichelproduktion, Senkung der Herzfrequenz, erhöhten Blutdruck, Krämpfe, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Auf psychischer Ebene werden eine allgemeine Erregung sowie Angstzustände hervorgerufen. Des Weiteren führt eine Vergiftung mit Cocculus zu einem aufgetriebenen Bauch, Lähmungsempfindungen in den Beinen, vermehrter Harnabsonderung, Durchfall und bei entsprechender Dosis, zum Tod.

Arzneimittel:

Dieses homöopathische Arzneimittel hat seine Hauptwirkung bei anfallartig auftretender Schwäche, die schon nach geringster Bewegung oder nach Aufregung schlimmer wird. Übelkeit, Schwindel und Erbrechen, besonders bei Auto- oder Schifffahrten und durch Schlafmangel sind die zentralen Symptome von Cocculus. Ebenso das Gefühl von Leere und Hohlheit, besonders in Kopf, Brust und Bauch. Langsam fortschreitende schmerzlose Lähmungen, verbunden mit Gelenksteifheit am Anfang der Bewegungen, begleitet von Schwindel, Übelkeit und Schwäche. Die Neigung zu kalten Schweißausbrüchen, besonders an der Körpervorderseite, mit Zittern und einem überreiztem, geschwächtem Nervenkostüm sollten hier ebenso erwähnt werden.

Psyche:

Der Cocculus-Patient ist nervös, wie betäubt, wie berauscht und empfindsam. Er ist in seinen Reaktionen und Wahrnehmungen verlangsamt. Die Schmerzwahrnehmung auf der Haut kann um bis zu mehrere Sekunden verzögert sein. Das Denken ist verlangsamt, so dass er das Gefühl hat, als ob die Zeit zu schnell vergehe. Die Sprache ist langsam. Die Patienten trödeln, sind schreckhaft und fürchten sich vor Überraschungen. Die Beschwerden verschlimmern sich durch Aufregung, Schlafmangel, Kummer, Ärger und durch Zorn. Cocculus-Patienten haben mehr Angst um das Wohlergehen ihrer Nahestehenden als um ihre eigene Gesundheit. Sie ertragen hingebungsvoll alles Leid und nehmen sich zurück. Typischerweise wird dieses Mittel häufig eingesetzt als Folge der Pflege von Angehörigen mit viel Schlafentzug und allzu großer innerer Anteilnahme. Eine daraus entstehende Schlafstörung verbunden mit Angstattacken und Gedankenandrang sind bei diesem Arzneimittel eine erste Reaktion. Wenn die Patienten dann mal schlafen, erwachen sie wie durch Schreck. Des weiteren empfinden sie eine tiefe Traurigkeit durch ihren Kummer oder durch die geringste Kränkung. Sie nehmen ihre Verantwortung zu ernst und werden immer verwirrter. Auch werden sie wegen Kleinigkeiten immer reizbarer.  Anfallsweise können sie dann sogar tobsüchtig werden. Stundenlang können sie in traurige Gedanken vertieft sein und quälen sich mit Schuldgefühlen. Sie schluchzen und stöhnen und nehmen nichts mehr um sich herum wahr. Häufig begleitet auch eine innere Unruhe die Beschwerden. Die Patienten laufen stundenlang hin und her und denken an Unangenehmes oder Tiefschürfendes. Dieser Zustand kann aber auch mit fröhlichen Phasen abwechseln. Schreitet der Zustand fort, vergessen die Patienten leicht, was sie gedacht oder gelesen haben. Die kleinste Veränderung, eine Berührung oder Geräusche lassen sie zusammenfahren. Cocculus hat die Symptome: Furcht vor Überraschungen, unerwarteten Geräuschen, Menschen, Menschenmengen, drohender Gefahr, drohender Krankheit, unheilbar krank zu sein sowie Angst vor Gespenstern und engen Räumen. Cocculus-Patienten können auch an hysterischen Ohnmachtsanfällen leiden. Durch Schlafmangel kann es zu Krampfanfällen kommen. Ihre geistige Verwirrung wird verstärkt beim Versuch sich zu konzentrieren, sowie durch Essen und Trinken.

Schwindel:

Schwindel mit einem Gefühl wie berauscht, verbunden mit Übelkeit und Brechreiz. Der Cocculus-Schwindel wird schlimmer durch das Aufrichten aus liegender Position, oder schon durch das Heben des Kopfes. Drehschwindel, besonders beim Betrachten sich bewegender Gegenstände oder beim Bewegen der Augen, z.B. beim Anblick von Gegenständen beim Auto fahren. Schwindel begleitet von Herzklopfen, Übelkeit und Ohrensausen. Oft wird der Cocculus-Schwindel im Hinterkopf oder in der Stirn empfunden. Beim Gehen sind die Patienten so taumelig, dass sie die Tendenz haben, zur Seite zu fallen. Essen und frische Luft verschlimmern den Schwindel. Auch vor und während der Periode verstärken sich die Schwindelattacken.

Kopf:

Die Kopfschmerzen von Cocculus-Patienten sind verbunden mit Übelkeit und Brechreiz, als ob man seekrank wäre. Ein Gefühl, leer oder hohl im Kopf zu sein. Hinterkopf- und Nackenschmerzen erstrecken sich den Rücken nach unten oder zum äußeren Hals. Der Cocculus-Patient kann bei diesen Kopfschmerzen nicht auf dem Rücken liegen. Er empfindet Erleichterung beim Liegen auf der Seite. Hinterhauptkopfschmerz, als ob sich etwas öffnet und dann wieder schließt im Kopf, als sei der Kopf vom Körper getrennt. Zyklusabhängige Migräne mit Lähmungsgefühl der Zunge. Zusammenschnürungs- oder Bandgefühl um den Kopf, als ob das Gehirn zusammengepresst würde. Kopfschmerzen schlimmer beim Schließen der Augen und mit dem Gefühl, als ob die Augen mit Gewalt geschlossen würden. Kopfschmerz in Verbindung mit Augenschmerz, als ob die Augen herausgezogen würden. Schweregefühl des Kopfes begleitet von Schwäche der Halsmuskulatur. Migräne oder Kopfschmerz durch Auto fahren, Reiten, Boots-, Bahn- oder Busreisen. Zittern des Kopfes durch Schwäche der Halsmuskulatur. Allgemein werden die Kopfschmerzen schlimmer durch Essen und Trinken, Aufenthalt in frischer Luft, Licht, Sonnenlicht, Erschütterung, geistige Anstrengung, reden, lachen, sprechen, lesen, rauchen, Alkohol, Kaffee, Geräusche, Schlaf und durch Schlafmangel. Besser werden sie beim Beugen des Kopfes nach hinten, im warmen Zimmer und durch Hitze. Des weiteren ist Cocculus eines der Mittel gegen Kopfläuse.

Gesicht:

Zittern und Zucken des Unterkiefers. Trigeminusneuralgie. Bis in die Finger ausstrahlende Gesichtsschmerzen. Gesichtsschmerz beim Öffnen des Mundes.

Auge:

Gestörte Akkommodation (Anpassung des Auges) beim Blicken auf sich bewegende Gegenstände. Sieht schwebende dunkle Flecken ( Mouches volantes ) vor den Augen. Die Augen können im Schlaf geöffnet sein. Die Augenlider können verkrampft oder gelähmt sein. Das Öffnen der Lider nachts und morgens beim Erwachen ist schwierig.

Mund:

Das Geschmacksempfinden bei Cocculus-Patienten ist stark beeinträchtigt. Häufig klagen die Patienten über einen metallischen Mundgeschmack. Sie berichten von einem Übelkeit erregenden, widerwärtigen Geschmack. Er kann bitter, fade, faulig, pappig, salzig, sauer, schleimig, schweflig oder süßlich sein. Auch Übelkeit durch Trockenheit im Rachen. Sie können an reichlichem Speichelfluss begleitet von Übelkeit oder auch an Mund- und Zungentrockenheit leiden. Das Sprechen ist erschwert, stotternd und undeutlich. Die Zunge fühlt sich an wie gelähmt. Das Schlucken fällt schwer. Die Zungenwurzel schmerzt beim Herausstrecken.

Magen/ Darm:

Übelkeit, Appetitlosigkeit, Hungergefühl, Hohlgefühl im Bauch, Gefühl von Steinen im Bauch, Magenkrämpfe, aufgetriebener Bauch, Erbrechen, Diarrhoe, Obstipation, Krämpfe, Blähungskoliken, Aufstoßen, Schluckauf, und Leistenbruch sind die häufig vorkommenden Cocculus-Symptome in diesem Bereich. Häufig treten sie in Verbindung mit Kopfschmerz und Schwindel auf. Die Übelkeit und die Appetitlosigkeit werden nicht nur durch Bewegung, sondern auch durch den Anblick, den Geruch, oder das Denken an Speisen schlimmer. Es entwickelt sich ein Ekel vor allen Speisen und Getränken. Die Übelkeit auf Seereisen bessert sich, wenn die Augen geschlossenen sind. Die Übelkeit kann vom Magen in den Mund oder in den Kopf aufsteigen und dort empfunden werden. Die Appetitlosigkeit hält trotz Hungergefühl, genauso die Durstlosigkeit trotz trockenem Hals, an. Das Leeregefühl im Bauch fühlt sich an, wie nach langem Fasten und kann zu chronischer Essensverweigerung führen. Der Schmerz – als ob Steine aneinander reiben würden – findet sich im Magen und im Abdomen. Gefühl eines Steines im Bauchraum und in der Nabelgegend. Das Gefühl von Kriechen im Magen oder das eines Wurmes, der von der Magengrube zum Hals hochklettert, besonders morgens, ist hier ebenso charakteristisch. Bei Fieber, Frost oder Menstruation gesellen sich häufig noch Magenkrämpfe, Magenschmerzen oder/und Übelkeit hinzu. Auch verstärkt sich während der Menstruation ein bei Cocculus häufig vorkommender aufgetriebener Bauch, der oft mit klar umschriebenen einzelnen Beulen sichtbar wird.  Das Erbrechen, welches sich bei Cocculus-Patienten sehr schwierig gestaltet und mit viel Würgen einhergeht, kann zu Ohnmacht führen. Erschöpfende Durchfälle hauptsächlich tagsüber und besonders nach kalten Getränken. Sie werden gelindert durch Sitzen und verschlimmert durch Stehen oder Fahren. Zudem gibt es Leberschmerz nach Ärger, der durch Husten oder Bücken schlimmer wird und Obstipation bei Fieber oder Frost. Verstopfung jeden zweiten Tag. Krampfartige Bauchschmerzen mit Blähungsabgang. Neigung zum Aufstoßen, welches bessert, aber schwierig und oft auch unvollständig erfolgt. Schluckauf nach vergeblichem Aufstoßen und nach dem Essen. Schwäche der Bauchmuskeln mit Neigung zu Leisten- und Nabelbruch. Verlangen nach kalten und bitteren Getränken.

Brust:

Gefühl von Leere in der Brust. Zusammenschnürung der Brust begleitet von Atembeschwerden. Drückender Brustschmerz durch unterdrückte Periode. Hustenreiz durch Zusammenschnürungsgefühl im inneren Hals und der Luftröhre. Hysterische Hustenanfälle bei Frauen. Der Hustenreiz wird schlimmer durch Husten. Herzklopfen verbunden mit Schwindel und Schwäche bei Bewegung und Aufregung.

Blase:

Häufiger Harndrang mit nur geringem Harnabgang ( Pollakisurie). Häufiges Urinieren während der Schwangerschaft.

Weibliche Genitalien:

Unregelmäßige, starke, häufige, schmerzhafte Periode, verbunden mit Schwäche, so dass die Betroffene kaum gehen oder stehen kann. Die Blutung selbst ist häufig in einem Schwall oder gussweise, besonders beim Aufstehen. Diese kann auch Ohnmacht hervorrufen. Stehen, besonders auf den Zehenspitzen, verstärkt ebenfalls die Beschwerden. Schneidende, krampfartige  Uterusschmerzen während der Periode. Schmerz in der Lendenwirbelsäule während der Periode. Unterleibsschmerz während des Eisprungs. Krampfanfälle (auch hysterisch) um die Periodenzeit. Neigung zu Nasenbluten während der Schwangerschaft. Der Schmerz bei Nachwehen kann sich bis in die Schienbeine erstrecken.

Nacken und Rücken:

Das homöopathische Mittel Cocculus wird häufig eingesetzt bei Schwäche und Lähmung der äußeren Halsmuskulatur. Vor lauter Schwäche fällt es den Patienten schwer, den Kopf aufrecht zu halten. Knacken der Halswirbel bei Kopfbewegung. Steifheit des Nackens. Drückender, stechender, ziehender Schmerz in der Halswirbelsäulenregion bei Bewegung des Kopfes. Drückender Schmerz und Steifheit in der Schulterblatt- und Nackenregion. Ein Gefühl von Müdigkeit und Schwäche besonders zwischen den Schulterblättern. Reißender Schmerz und ein wundes Gefühl entlang der ganzen Wirbelsäule und besonders in den Brustwirbeln. Zittern im Rücken, besonders in der Brustwirbelsäule. Während der Periode können Lahmheit und Lähmung des Rückens, insbesondere der Lendenwirbelsäule auftreten. Rückenschmerz, als würde der Rücken zerbrechen oder als sei der Rücken zerbrochen. Die Schwäche der Lendenwirbelsäulenregion verschlimmert sich durch Gehen.

Extremitäten:

Wanderndes Zucken in den Armen und Beinen. Zucken der Beine nach dem Gehen und während der Menstruation. Zittern in Armen und Beinen schlimmer abends, bei Schweiß und bei Frost. Lähmungsartiges Zittern. Zittern der Hände beim Hochheben und beim ausgestreckten Halten, besonders beim Essen. Wandernde Gefühllosigkeit in den Schultern, Armen, Unterarmen, Händen, Unterschenkel, Fuß und Fußsohle. Taubheitsgefühl der Hände beim Greifen von etwas. Lähmungsartige Schwäche der Arme schlimmer durch Schreiben. Schmerz wie zerbrochen im Oberarm beim Heben des Armes. Ungeschicklichkeit der Hände, lässt Dinge fallen. Unwillkürliche Bewegungen der Arme und Beine. Die Hände werden abwechselnd heiss und kalt. Lähmungsartige Schwäche der Beine schlimmer während der Periode. Taubheitsgefühl der Füße beim Sitzen. Ungeschicklichkeit der Füße, stolpert beim Gehen. Knacken der Gelenke bei Bewegung, besonders Knie und Hüfte. Schmerzhafte Steifheit der Gelenke. Wandernde Gelenkschmerzen. Bewegen, Berühren und Beugen schmerzt in den Gelenken. Lähmungsartige Steifheit der Beine, besonders zu Beginn der Bewegung.

Haut:

Jucken der Haut beim Entkleiden. Eiternde berührungsempfindliche, schmerzhafte Geschwüre.

Modalitäten:

Ursachen: Schlafmangel, Überarbeitung, Sorgen, Anstrengung, Zorn, Gemütserregung.

Verschlechterung:
Bewegung (auch passiv), Schlafmangel, Schlaf, Berührung, Anstrengung, Lärm, Kälte, Essen, Gedanken an oder Geruch von Speisen, frische Luft, Aufstehen vom Bett, Widerspruch, Unterbrechung, während der Periode, Kaffee, Eier, kalte Speisen und Getränke.

Besserung:
Ruhiges Liegen oder Sitzen, warmes Zimmer.

Fazit:

Cocculus ist nützlich bei Menschen die sich selbstlos aufgeopfert haben und nun an Schwäche, Erschöpfung, Übelkeit, Ruhelosigkeit und Schlaflosigkeit leiden.