Chamomilla

(Echte Kamille)
(Matricaria chamomilla, Matricaria recutita)

Chamomilla in der Homöopathie

Leitsymptome:

  • anfallsartige Überempfindlichkeit gegen Schmerzen, Ärger und Verdruss
  • Reizbarkeit, Launenhaftigkeit, Verzweiflung
  • wichtiges Mittel bei Ohrenschmerzen, Zahnungsbeschwerden sowie Blähungskoliken
  • Verschlechterung durch Berührung, Verbesserung durch Umhertragen
  • eine Wange ist rötlich, die andere blass (besonders bei Fieber)
  • hysterische Krämpfe
  • Stuhl: heiß, grünlich und nach faulen Eiern riechend          

Pflanze:

Die echte Kamille, ein Korbblütler, ursprünglich in Süd- und Osteuropa heimisch, ist heute in ganz Europa, in Nordamerika, in Australien und Vorderasien verbreitet. Sie wächst einjährig, wird 15 bis 50 cm hoch und blüht von Mai bis September. Sie gedeiht auf lehmigen Böden bis zu 1300 Höhenmetern. Verwendet wurden die Kamillenblüten schon seit altersher in der Volksheilkunde. Der Kamillentee wird als schlafförderndes und beruhigendes Getränk geschätzt. Desweiteren wirkt Kamille krampflösend, heilungsfördernd und antibakteriell. Sie wird bei Blähungen, Magen- und Darmentzündungen, Magenkrämpfen und Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Auch bei Haut und Schleimhauterkrankungen hat die Kamille einen entzündungshemmenden Einfluss.

Arzneimittel:

Im Vordergrund der Symptomatik steht eine extreme Überempfindlichkeit gegen Schmerz. Der Chamomilla-Patient ist reizbar, als ob alle Nerven bloßliegen und macht die Menschen in seiner Umgebung für seine Leiden verantwortlich. So wird der Chamomilla-Zustand häufig beschrieben. Eine weitere Facette ist: Launenhaftigkeit: Der Patient verlangt etwas, und wenn er es bekommt, will er es nicht mehr. Kinder wollen nicht angesprochen oder berührt werden. Sie schreien ständig, selbst im Schlaf. Herumgetragen oder geschaukelt werden lindert etwas. Oft gehen Taubheitsgefühle mit den Schmerzen einher. Durch Aufstoßen verstärken sich die Schmerzen. Ursache für einen Chamomilla-Zustand sind: Zahnung, Ärger, Wut, kalter Wind, Aufregung oder auch zu viel Kaffee. Einseitige Wangenfärbung (eine Seite rot, die andere blass) heißer Schweiß, saure grün- gelbliche Durchfälle, die nach faulen Eiern riechen, können die Beschwerden begleiten. Chamomilla ist ein wichtiges Mittel bei: Zahnung, Zahnschmerz, Ohrentzündung, Halsentzündung, Blähungskoliken, Durchfall und Periodenschmerz. Besonders häufig wird es bei Säuglingen und Kindern eingesetzt.

Psyche:

Der Chamomilla-Patient hat die Neigung, alle anderen für seinen Zustand verantwortlich zu machen. Er kann höflich sein, braucht aber Beachtung. Meist will er unbedingt sofort geholfen bekommen, sonst wird er reizbar. Das Nervensystem ist überempfindlich auf alle Sinnesreize. Der Patient wird launisch und wechselt viel zu schnell seine Wünsche. Nichts kann ihn zufrieden stellen. Er wird ruhelos, schreit und erträgt es auch nicht, angesehen zu werden. Ärger und Schmerzen verursachen bei Chamomilla schnell einen Zustand von Wut und Verzweiflung. Treten, Beißen und Schlagen kommen bei Chamomilla-Kindern häufig vor. Bei allen Zuständen, bei denen Reizbarkeit mit Zorn einher- oder vorausgeht, müssen wir an Chamomilla denken. Schreitet der Zustand weiter fort, kann der Patient auch teilnahms- und hoffnungslos werden. Furcht vor Wind und Angst im Bett liegen zu müssen sind weitere zentrale Chamomilla-Symptome.

Kopf:

Chamomilla ist ein wichtiges Heilmittel für halbseitige, pochende Kopfschmerzen mit Übelkeit. Kopfschmerz mit der Neigung, den Kopf nach hinten zu überstrecken. Kopfschmerz im Schlaf, im Halbschlaf, vor Mitternacht, besser nach dem Aufstehen. Kopfschmerz schlimmer, wenn der Patient sich auf etwas konzentriert. Schweiß der Kopfhaut und an der Stirn. Schwitzen im Gesicht nach dem Essen und Trinken. Eine Wange rot und heiß, die andere blass und kalt. Heißes, rotes Gesicht mit Kälte des Körpers. Hitzegefühl im Gesicht, besonders in den Augen. Ein Gefühl, als ob Feuer aus den Augen herauskäme. Trigeminusneuralgie nach Ärger. Riss in der Mitte der Unterlippe.

Nase:

Überempfindlichkeit gegen alle Gerüche. Niesreiz, Kribbeln in der Nase. Desweiteren hat Chamomilla die Symptome: trockene Hitze in der Nase und tröpfelndes heißes Sekret aus der Nase.

Ohren:

Chamomilla ist eines der wichtigsten Mittel für Ohrenschmerzen bei Kindern, wenn diese reizbar sind und schreien. Stechende, schießende Schmerzen bei geschwollenem äußeren Ohr, besser durch Wärme, Einhüllen und Bewegung. Schlimmer, oder verursacht werden die Schmerzen durch kalte Luft, Wind oder Berührung. Gefühl, als ob heißes Wasser aus dem Ohr läuft. Überempfindlichkeit gegen Geräusche.

Mund:

Chamomilla ist das wichtigste homöopathische Heilmittel für Zahnungsbeschwerden bei Kindern. Das Zahnfleisch ist rot und geschwollen, die Zunge ist belegt, der Speichelfluss ist vermehrt und der Mundgeruch ist sauer. Begleitet wird der Zahndurchbruch von zahlreichen anderen Symptomen wie: Fieber, Husten, Durchfall, Bauchweh, Darmkrämpfen und einseitiger Wangenröte. Allgemein werden bei Chamomilla Zahnschmerzen durch Kaltes im Mund gemildert. Schlimmer werden sie durch Kaffee, Wärme und nachts. Die ziehenden, reißenden Schmerzen können zum Ohr und in die Augen ausstrahlen. Die Zähne fühlen sich zu lang an und der Schmerz kann so diffus sein, dass man nicht weiß, von welchem Zahn er ausgeht. Heftige Zahnschmerzen während der Periode oder in der Schwangerschaft können auch auf Chamomilla hinweisen.

Brust:

Chamomilla ist bekannt für: Heiserkeit und trockenen Husten, der nachts schlimmer wird. Husten im Schlaf durch kaltes, windiges Wetter. Kitzelhusten mit Würgen und Erbrechen. Husten oder Asthma nach einem Wutanfall, besser durch kalte Luft. Keuchhusten und Krupphusten mit Erstickungsanfällen. Engegefühl der Brust mit stechenden Schmerzen und Herzklopfen.

Magen, Darm:

Die Bauchschmerzen bei Chamomilla werden schlimmer durch Berührung und Kaffee. Es herrschen Appetitlosigkeit und starker Durst auf Saures und Kaltes vor. Magendrücken wie von einem Stein. Heftiges erfolgloses Würgen und Aufstoßen, das nach faulen Eiern riecht. Blähungskoliken und Durchfall bei zahnenden Kindern. Gallenkolik nach Ärger, Zorn oder Kälte. Der Stuhl ist bei Chamomilla grünlich, wässrig, heiß und riecht säuerlich oder nach faulen Eiern.

Weibliche Genitalien:

Auch hier herrschen große Reizbarkeit und starke Schmerzen vor. Chamomilla kann ein Heilmittel für Periodenschmerzen jeglicher Art sein. Schneidende Bauchschmerzen und Ziehen in den Oberschenkeln vor der Menstruation. Wehenartige Schmerzen mit Abgang geronnenen Blutes während der Periode. Krampfhafte Wehen mit starrem Muttermund. Wehen erstrecken sich in die falsche Richtung. Brüste und Brustwarzen empfindlich und geschwollen. Uteruskrämpfe beim Stillen.

Extremitäten:

Ziehende, reißende, herumziehende Gliederschmerzen sind typisch für Chamomilla. Die Schmerzen zwingen den Patienten sich zu bewegen. Gefühllosigkeit der Hände beim Greifen. Schmerz in der Kniekehle beim Strecken des Beines. Neigung zu Wadenkrämpfen und Schwäche der Gelenke. Brennende Fußsohlen nachts, die der Patient aus dem Bett herausstrecken muss. Gelenkschwäche und Kraftlosigkeit der Füße.

Modalitäten:

Verschlechterung:

Hitze, Ärger, Schmerz, jede Störung, Berührung, Unterbrechung beim Reden, Wind, Kaffee, Milch, im Bett, Aufstoßen, zwischen 9 Uhr und 21 Uhr, nachts, vor und während der Periode.

Verbesserung:
Feuchtwarmes Wetter, kalte Getränke, Umhertragen der Kinder.

Fazit:
Chamomilla passt zu überempfindlichen Menschen, die durch einen Schmerz leicht in  Verzweiflung geraten. Mit Unruhe und Zorn versucht der Patient das Unbehagen zu kompensieren.