Cantharis

(Cantharis Lytta)
(Spanische Fliege)

Cantharis in der Homöopathie


Leitsymptome:

  • Blasenentzündung mit brennenden und schneidenden Schmerzen
  • ständiger oder plötzlicher Harndrang mit wenig Urinabgang
  • blutiger Urin, besonders gegen Ende des Wasserlassens
  • Verbrennungen und Hautentzündungen mit Blasenbildung
  • Überempfindlichkeit aller Körperteile
  • rasches Fortschreiten der Symptomatik    

Stoff:
Die „Spanische Fliege“ ist ein in Südeuropa und dem afrikanischen Mittelmeergebiet häufig vorkommender Ölkäfer. Der ausgewachsene, metallisch-grüne Käfer wird 1- bis 2 cm lang. Bei Gefahr presst er ein gelbes Blut-Lymphgemisch aus verschiedenen Körperöffnungen oder würgt Verdauungssäfte hoch. Diese stark riechenden Säfte enthalten den Wirkstoff Cantharidin, der stark hautreizend und giftig ist. Nicht nur der Käfer Cantharis Lytta, sondern auch andere Käferfamilien produzieren dieses Gift. Ab etwa 0,03 Gramm kann es beim Menschen bei oraler Einnahme tödlich wirken. Vergiftungen führen innerhalb von zwölf Stunden zu Kreislaufkollaps, Leber- und Nierenversagen. Cantharis wurde früher alternativ zum Schierlingsbecher zur Tötung gereicht. Auch bekannt wurde Cantharis als vermeintliches Potenzmittel. Das dosiert eingesetzte Gift aus den zermahlenen Käfern bewirkt eine Reizung der Harnwege, die zu heftigen Erektionen führt. Die Libido wird allerdings nicht angeregt. Weiterhin wird Cantharis in Form von Cantharidenpflaster in der Alternativmedizin angewandt. Cantharidenpflaster wurden schon im Mittelalter als entgiftungsförderndes Mittel eingesetzt. Ein Pflaster, bestrichen mit einer Salbe aus dem getrockneten und gemahlenen Käfer, wird auf die Haut geklebt. Nach kurzer Zeit entsteht eine Entzündung, die mit Blasenbildung einhergeht. Nach spätestens 8- bis 10 Stunden wird das Pflaster wieder abgenommen. Die in der Blase enthaltene Lymphe soll den Körper von "bösen" Schlacken befreien. Man kann sie aber auch zur Immunstimulation absaugen und wieder injizieren. Dieses Verfahren wirkt ähnlich der Eigenbluttherapie. Hauptsächliche Einsatzgebiete für Cantharidenpflaster sind: Arthrose, Rheuma, Gicht, und Nervenkrankheiten. Auch bei chronisch wiederkehrenden Mittelohrentzündungen, Bluthochdruck und Neurodermitis wurde es häufig eingesetzt.

Arzneimittel:

Das homöopathische Arzneimittel Cantharis zeichnet sich durch rasch steigernde, extreme  Schmerzen und plötzliches Fieber aus. Die Entzündung, meist von den Schleimhäuten ausgehend, schreitet schnell voran, und der Patient wird reizbar, ruhelos und weinerlich.

Hauptsymptom von Cantharis ist das Brennen von Haut und Schleimhäuten mit starkem Jucken. Hauptindikation ist eine Blasenentzündung mit brennendem, schneidendem Schmerz, vor, während und nach dem Wasserlassen. Es besteht ein ständiger, unerträglicher Harndrang mit häufigem, spärlichem, blutigem Urin.
Brandwunden mit schneller Bläschenbildung und heftigem Brennen sind ein weiteres Anwendungsgebiet von Cantharis. Wenn die Bläschen aufgehen, verätzen die wässrigen Absonderungen die umgebende Haut.
Charakteristisch für Cantharis- Blasenentzündungen ist das Gefühl von kochendem Wasser oder flüssigem Blei in der Harnröhre.
Die Schmerzen werden gelindert durch Reiben.

Anwendungsgebiete sind, neben Ekzemen und Delirien : Nieren-, Blasen-, Harnröhren-, Hirnhaut-, Kehlkopf-, Bronchien-, Lungen-, Magen-, und Prostataentzündungen.

Psyche:

Bei Cantharis-Zuständen herrscht eine innere Ruhelosigkeit mit fruchtlosen Aktivitäten vor. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig spiegelt sich diese Unruhe wieder. Es drängen sich zu viele Gedanken auf, deren man sich nicht erwehren kann. Angst und Schreckhaftigkeit wird im Magen verspürt und strahlt in andere Körperteile aus. Mangelndes Selbstvertrauen, Hypochondrie, Mutlosigkeit und das Gefühl sterben zu müssen, stellen sich ein. Reizbarkeit, Launenhaftigkeit und Unzufriedenheit sind die Kompensationsversuche. Stimmungsschwankungen, von Gesprächigkeit über Stöhnen bis hin zu Weinerlichkeit, sind typisch für Cantharis. Konzentrationsstörungen bis hin zu totaler Verwirrtheit kennzeichnen den Patiententypus dieses Arzneimittels. Auch eigentümlich ist die Furcht vor Spiegeln, vor Wasser und glänzenden Gegenständen. Unruhe bis hin zu Raserei und Krampfanfällen, die in plötzlicher Bewusstlosigkeit enden, können auftreten. Manisch-depressive Zustände gehören ebenso ins Heilungsspektrum des  homöopathischen Medikaments Cantharis. Hier stöhnen und weinen die Patienten in der depressiven Phase scheinbar grundlos. Wutanfälle gefolgt von Delirien und Krämpfen bis hin zu plötzlicher Ohnmacht können vorkommen. Die Krampfanfälle können provoziert werden durch Druck auf den Kehlkopf, durch Druck auf den schmerzenden Unterleib und durch Trinken von Wasser. Die Ursache der Delirien bei Cantharis liegt entweder an einer Entzündung der Hirnhäute oder an einer Eiterung innerer Organe. Cantharis ist auch ein wichtiges Mittel bei Tollwut. 

Kopf:

Auch hier steht das Brennen im Vordergrund. Brennendes Hitzegefühl im Kopf und Brennen im Gehirn. Brennende, stechende Kopfschmerzen treten oft in Verbindung mit Harnwegsinfektionen auf. Kopfschmerz mit dem Gefühl, als ob an den Haaren gezogen würde. Auch Haarausfall nach der Entbindung ist ein Cantharis- Symptom.

Auge:

Gelbsehen- alles was man anschaut ist gelb. Akute und chronische Augenentzündung mit brennender Empfindung. Tränenfluss bei Augenanstrengung. Augenentzündung durch Verbrennung (auch durch Chemikalien).

Hals:

Hier gibt es das Gefühl, als stünde der Hals in Flammen. Das Brennen wird schlimmer beim Schlucken, was das Trinken beinah unmöglich macht. Der Mund ist trocken, die Zunge geschwollen, und alle Schleimhäute sind mit kleinen Bläschen belegt. Der Hals kann bei Cantharis entzündet sein und die Mandeln vereitert. Die Halssymptome werden besser im Liegen. Halsentzündung nach Verbrennung durch zu heißes Essen. Zusammenschnürungsgefühl mit zähem, klebrigem Schleim.

Bauch:

Heftige Entzündungen des Magen- und Darm-Traktes. Brennende, schneidende Schmerzen mit Auftreibung und Empfindlichkeit gegen Berührung. Durchfall mit Krämpfen und blutigem Stuhl. Brennen und Wundheit des Afters.

Blase, Niere:

Nieren, Blasen und Harnröhrenentzündungen sind das Hauptanwendungsgebiet von Cantharis. Starker, brennender und schneidender Schmerz in der Harnröhre, vor, während und nach dem Wasserlassen. Der Schmerz ist am heftigsten während des Urinierens. Starker, plötzlicher, krampfhafter Harndrang bei geringer Urinmenge. Besonders am Ende des Wasserlassens ist der Urin klumpig und blutig.

Haut:

Cantharis heilt Beschwerden der Haut durch Verbrennungen und Verbrühungen mit Blasenbildung. Es ist ein wichtiges Mittel bei Sonnenbrand. Auch bei Beschwerden durch Mückenstiche mit starkem Jucken lindert Cantharis. Ebenso ist es eine wichtige Arznei bei Wundrose. Bei allen juckenden Hautausschlägen, die bei Berührung zu brennen anfangen, kann Cantharis helfen. Ekzeme an den Händen, schlimmer durch kaltes Wasser, besser durch Wärme.

Modalitäten:
Erleichterung:  
Durch Reiben, Wärme, Halssymptome werden durch Liegen besser.

Verschlechterung:
Durch Trinken von Kaffee oder kaltem Wasser, Berührung, beim Wasserlassen, Geräusche von fließendem Wasser.

Fazit:
Cantharis ist angezeigt bei sich rasch entwickelnden, stark entzündlichen, zerstörerischen Erkrankungen an Haut und Schleimhäuten mit Brennen und Jucken. Überall wo sich Blasen und Quaddeln bilden, sollte man an dieses Mittel denken. Hauptanwendungsgebiet sind Blasen- und Harnröhrenentzündungen.