Bryonia


(Weiße Zaunrübe)
(Schwarzbeerige Zaunrübe, Schwarzfrüchtige Zaunrübe, Gichtrübe oder Teufelsrübe)

Bryonia in der Homöopathie

Leitsymptome:

  • Trockenheit der Schleimhäute
  • Heftige stechende Schmerzen
  • Bewegung verschlechtert alles
  • Fester Druck und Liegen auf der schmerzhaften Seite verbessert
  • Symptome entwickeln sich langsam und verschwinden auch langsam
  • Reizbarkeit, der Patient will alleine gelassen werden
  • Appendizitis, Mastitis
  • Der Patient/in hält sich den Kopf beim Husten
  • Ruhe verbessert die Beschwerden

Pflanze:

Der Name Bryonia ist vom Griechischen bryo (deutsch: sprießen) zurückzuführen. Der Name Zaunrübe ist der Standortwahl (kletternd an Zäunen) zuzuschreiben. Bryonia alba ist eine giftige Kletterpflanze aus der Familie der Kürbisgewächse. Sie ist schnellwachsend, rankend, benötigt eine Stütze mit rauer Oberfläche, wird 3 Meter hoch und die Wurzel wird bis zu 2.5 Kilogramm schwer. Sie blüht im Juni und Juli. Im August sind die erbsgroßen, giftigen Beerenfrüchte schwarz.
 
Alle Pflanzenteile, besonders die Wurzeln und Beeren sind sehr giftig. Die Einnahme von ungefähr 15 Beeren bei Kindern und 40 Beeren bei Erwachsenen kann tödlich enden. Vergiftungserscheinungen können nach sechs bis acht Beeren auftreten. Bei entsprechender Giftaufnahme können schwere Magen-Darm Störungen mit Erbrechen, blutigen Durchfällen, Delirium und Krämpfen auftreten. Der Tod durch Atemlähmung kann innerhalb weniger Stunden eintreten. Auch bei der Einnahme der widerlich riechenden und ekelhaft bitter schmeckenden Zaunrübenwurzel sind ähnliche Vergiftungserscheinungen zu beobachten. Eine Berührung mit der Zaunrübe, insbesondere mit dem milchigen Saft der Wurzel, kann entzündliche, allergische Hauterscheinungen mit Blasenbildung hervorrufen. Das homöopathische Medikament Bryonia alba wird aus dem gewonnenen Saft von den- in Alkohol angesetzten, frischen, vor der Blütezeit ausgegrabenen, weißen Zaunrübenwurzel hergestellt.
Schon bei den alten Griechen und Römern wurde Bryonia bei Gicht und Husten eingesetzt. In der Volksheilkunde wird die Arzneidroge bei Rheuma, Lebererkrankungen und auch als Husten und Abführmittel verwendet.

Arzneimittel:

Venünftig, bedächtig, sachlich und geschäftlich orientiert präsentiert sich uns der chronische Bryonia-Patient. Reizbarkeit, das Verlangen allein gelassen zu werden und Angst vor dem finanziellen Ruin sind ebenfalls zentrale Aspekte dieses Arzneimittelbildes.
Der Bryonia-Zustand entwickelt sich meist erst allmählich, wenn nicht eine Verletzung Ursache ist. Bei Verrenkungen oder Verstauchungen -wie auch sonst überall -herrschen bei der geringsten Bewegung stechende Schmerzen vor. Die Schleimhäute sind trocken, und es besteht großer Durst auf große Mengen kalten Wassers. Alle Schleimhautsekretionen sind gehemmt.
Schleichend beginnende und durch Bewegung verschlimmerte Erkältungen, Brust-, Blinddarm- und Schleimbeutelentzündungen, Kopfschmerz, Verstopfung, Husten, Rückenschmerz sowie Rheuma sind die Hauptanwendungsgebiete.

Psyche:

Wie sich die schnell wachsende Rankpflanze festhält, damit die Wurzel mehr Kraft zum Trinken und Wachsen hat, so will sich auch der an sich robuste Bryonia-Patient absichern, um die Kraft zu sammeln um weiter arbeiten zu können. Er erledigt alles gründlich, gerne monoton und vielleicht ein wenig träge. Er hat das Gefühl, mit der Arbeit nicht fertig zu werden, braucht dieses Gefühl aber auch. Bekommt er nicht das, was er will, wird er reizbar. Ärger macht ihn krank. Er will dann in Ruhe gelassen werden, ist schweigsam und verschlossen und dreht sich mit dem Rücken zur Tür. Furcht vor Armut und dem Tod sowie um die Zukunft sind typisch für Bryonia. Zweifel an der Genesung, sowie auch, dass er im Delirium von Geschäften redet und als wichtigstes nach Hause gehen will, zeugt von seiner Unbeweglichkeit.

KOPF:

Der Bryonia-Patient hat meist Kopfschmerz in Verbindung mit anderen Leiden und fieberhaften Zuständen. Die Kopfschmerzen hämmern über der Stirn und hinter den Augen. Die Kopfhaut ist sehr empfindlich auf Berührung. Der Kopf ist schwer und fühlt sich zum Platzen an. Wenn er ihn bandagiert oder festhält, geht es ihm besser. Morgens beim Aufwachen sind die Kopfschmerzen am schlimmsten. Es gibt beim Aufstehen oder beim Husten Kopfschmerz und Schwindel bis hin zur Ohnmacht. Die Schmerzen werden sogar bei Bewegung der Augen schlimmer. Schwindel im Hinterhaupt, als ob sich alle Objekte im Raum drehen, als ob er tief ins Bett versinkt. Kopfschmerzen über dem linken Auge; drückend, erstrecken sich zum Hinterkopf und von dort über den gesamten Körper. Kopfschmerzen während des Stuhlgangs oder bei Verstopfung. Die Kopfschmerzen werden besser durch kühle Abwaschungen.

AUGEN: 
Wunde brennende rote Augäpfel, schlimmer durch Berührung und Bewegung. Schmerzen hinter den Augen. Glaukom. Tränenfluß tagsüber, besonders im Sonnenlicht. Häufig sind die Lider geschwollen. Es gibt auch das Gefühl, als hätte man einen Stoß auf die Augen bekommen.
 
Ohren: 
Ohrgeräusche, Schwindel von den Ohren her.

NASE: 
Nasenbluten, wenn die Menstruation erscheinen sollte, und während der Schwangerschaft. Schwellung der Nasenspitze, schmerzhaft bei Berührung. Trockener Katarrh der Nasenschleimhaut. Stirnhöhlenentzündung durch unterdrückten Schnupfen. Fließschnupfen mit heftigem Niesen.

GESICHT:
 
Rot, bis dunkelrot geschwollen, heiß. Schwellung von Oberlippe und Nase.

MUND: 

Mund und Lippen sind trocken und aufgesprungen. Der Patient hat Durst, verlangt nach kaltem Wasser, trinkt selten, aber viel auf einmal. Der Mund ist so trocken, daß die Zunge am Gaumen klebt. Die Zunge ist belegt. Es entstehen kleine Aphthen an der Zungenspitze. Der Mundgeschmack ist bitter und gallig. Die meist stechenden Zahnschmerzen werden besser beim Liegen auf der betroffenen Seite sowie durch kaltes Wasser. Schlimmer werden sie durch Zähneputzen, warme Getränke und Rauchen. Bei Bryonia kennt man auch das Gefühl, als ob die Zähne zu lang seien.

BRUST: 
Brustentzündung, die Brüste sind schwer, steinhart und müssen beim Gehen gehalten werden. Stechender Brustschmerz während der Periode. Quälender, trockener, schmerzhafter Reizhusten. Der Patient hält sich die Brust und auch den Kopf beim Husten. Der Brustkorb ist empfindlich. Tiefes Atmen fällt schwer und verursacht Husten und scharfe Stiche in der Brust. Der Auswurf ist zäh. Bronchitis. Der Husten wird schlimmer beim Betreten von warmen Räumen.
 
Magen, Darm:
Wenn der Bryonia-Patient mit Erbrechen zu tun hat, entwickelt es sich langsam. Es dauert einige Stunden und dann wird es so heftig als kämen alle Därme mit heraus. Danach ist er total erschöpft und kann sich gar nicht mehr bewegen, weil es sonst wieder von vorne los gehen würde. Es gibt kurz nach dem Essen Sodbrennen, Übelkeit und das typische Steingefühl im Magen, das durch Bewegung oder Erschütterung schlimmer wird. Aufstoßen bessert die Beschwerden. Der Magen ist bei Völlegefühl druckempfindlich. Häufiger gibt es bei Bryonia auch Verstopfung. Der Stuhl ist hart, schwarz wie verbrannt, und der After brennt. Der Patient trinkt hastig und viel Wasser in grossen Abständen. Er hat eine Abneigung gegen Milch, die er aber verträgt. Er verlangt nach Speisen, die er nicht vertragen kann.
Bryonia ist eins der wichtigsten Mittel bei Blinddarmentzündung. Typischerweise gibt es stechende Schmerzen, bei denen Druck bessert. Es gibt auch den Loslassschmerz, wenn man nach Druck auf den Bauch die Hand wieder wegnimmt.

Extemitäten:

Bryonia wird gegeben bei Gelenkschmerzen, wenn die Glieder geschwollen und heiß sind, wenn bei Gicht stechende Schmerzen auftreten, auch bei Sehnenentzündungen, Arthritis oder Verletzungen in Gelenknähe. Auch wenn die Gelenke blaß-rot geschwollen sind, mit Schmerzen bei jeder Berührung, Bewegung oder Anstrengung. Bryonia ist auch ein wichtiges Mittel für Schleimbeutelentzündungen. Dabei steht im Vordergrund: Schwäche der Glieder und schmerzhafte Steifheit aller Gelenke. Ziehende, reißende oder spannende Schmerzen in den Muskeln des ganzen Körpers. Ischialgie besser durch absolute Ruhe und Liegen auf der betroffenen Seite. Schwäche der Knie beim Gehen.

Blase, Nieren:


Blasen und Nierenentzündung. Unwillkürlicher Harnabgang durch schweres Heben oder durch Anstrengung. Das Brennen in der Harnröhre wird besser, wenn man uriniert. Der Harn ist rötlich, bräunlich wie Bier, meist spärlich.

WEIBLICHE GENITALIEN:  
Bei Bryonia-Patientinnen kommt die Periode häufig zu früh und ist stark. Bei Bewegung wird der Blutfluss stärker. Die Beschwerden steigern sich langsam bis am Ende der Periode, der ganze Bauch schmerzt bis in die Beine hinab. Auch lässt sich die Menstruation durch Anstrengung oder Überhitzung leicht unterdrücken. Dies zieht dann Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Rückenschmerzen oder Nasenbluten nach sich. Auch gibt es bei den hauptsächlich rechtsseitigen Eierstockentzündungen, stechende Schmerzen die sich beim Einatmen verstärken.
               
Rücken:
Verkrampfung und Steifheit mit Stechen im gesamten Rücken, schlimmer durch jede Bewegung, besser durch Druck oder Liegen auf der betroffenen Stelle.

SCHLAF:
Der Patient ist tagsüber schläfrig und gähnt viel. Nachts wird er durch Aufschrecken aus ängstlichen Träumen, zB. von der Arbeit, im Schlaf gestört. Auch auffallend ist das Hitzeempfinden nach dem Hinlegen.

Fieber:
Bei Fieber, das bei Bryonia nach dem Essen und um 3 Uhr, um 15 Uhr und um 21 Uhr  am intensivsten ist, hat der Patient das Gefühl, als wäre das Blut in den Adern zu heiß. Er fühlt sich äusserlich kühl an, nur der Kopf ist heiß und rot. Bei Fieberfrost braucht der Patient frische Luft. Hände und Füße sind heiß, trocken und brennen. Schwitzen erleichtert. Er ist matt und redet selbst im Delirium nur wenig.

Modalitäten:  
 
Verschlechterung:
durch Ärger, beim Aufstehen, nach dem Erwachen, durch Hitze um 21 Uhr, geringste Bewegungen, Anstrengungen, Berührungen, Licht, Geräusche, Husten, Bücken, tiefes Atmen, in warmer Zimmerluft, bei Wetterwechsel zum Warmen hin, beim Trinken (besonders Bier), beim Essen (besonders Brot und Sauerkraut), Unterdrückung von Symptomen.

Besserung:
durch Ruhe, Druck, Bandagieren, beim Liegen auf der schmerzhaften Seite, durch Kälte, frische Luft, bewölktes feuchtes Wetter, Anziehen der Kniee, Wärme auf Entzündungen, warme Suppen, warmes Wasser, Aufrechtsitzen.


Fazit:
Das homöopathische Medikament Bryonia ist immer dann in der engeren Wahl, wenn  eine Schleimhauttrockenheit zusammen mit stechenden Schmerzen und einer Verschlechterung durch Bewegung und Ärger vorkommt. Auch für Zustände, die nicht in Bewegung kommen, die feststecken, wie zB. bei Kinderkrankheiten, die nicht herauskommen.